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Katharina Samoylova - Hilfe bei Narzissmus

Narzisst und sexuelle Verweigerung – Ursachen, Folgen und Auswege

Mann liegt schlafend im Bett mit dem Rücken zu Frau, die traurig neben ihm im Bett sitzt. Ein Symbolbild für sexuelle Verweigerung durch einen Narzissten.
Kennst du jemanden, dem dieser Beitrag helfen könnte?

Als Lisa nach fünf Jahren Beziehung weinend in meiner Praxis saß, rang sie nach Worten: „Am Anfang konnte er nicht die Finger von mir lassen. Jetzt fühle ich mich wie Luft. Ich verstehe nicht, was passiert ist – aber es zerstört mich von innen heraus.“

Was Lisa damals noch nicht wusste: Sie erlebte ein Muster, das ich in meiner Arbeit immer wieder sehe. Sexuelle Verweigerung in narzisstischen Beziehungen ist eines der am meisten tabuisierten Themen. Während viele davon ausgehen, dass narzisstische Partner sexuell übergriffig sind oder ständig Affären haben, erleben unzählige Frauen genau das Gegenteil: Einen Partner, der plötzlich kein Interesse mehr zeigt, der Intimität gezielt einsetzt und entzieht – als Waffe der Kontrolle.

In diesem Artikel erfährst du, warum manche Partner Sex verweigern, welche psychologischen Mechanismen bei narzisstischen Persönlichkeiten dahinterstecken und vor allem: Was du konkret tun kannst, um deine Würde zurückzugewinnen.

Was bedeutet sexuelle Verweigerung durch Narzissten?

Sexuelle Verweigerung meint nicht einfach eine Flaute im Bett, wie sie in jeder Langzeitbeziehung vorkommen kann. Es geht um ein gezieltes Muster der Manipulation, bei dem Intimität systematisch als Belohnung oder Bestrafung eingesetzt wird.

Typische Muster sind:

  • Die drastische Veränderung: In der Love-Bombing-Phase am Anfang wirkt der narzisstische Partner unersättlich. Sex ist intensiv, häufig, manchmal fast zwanghaft. Dann, oft schleichend nach dem Einzug oder der Heirat, erlischt das Interesse nahezu vollständig.

  • Der eisige Entzug: Nach Konflikten, wenn du „nicht funktionierst“ oder ihm widersprichst, wird Intimität komplett verweigert – über Wochen oder Monate. Keine Erklärung, keine Aussprache.

  • Die Schuldzuweisung: Wenn du das Thema ansprichst, bist plötzlich du das Problem. „Du bist zu fordernd“, „Du machst zu viel Druck“, „Kein Wunder, dass ich keine Lust habe, so wie du dich verhältst.“

  • Das Gaslighting: Er behauptet, ihr hättet doch regelmäßig Sex, während du genau weißt, dass es Monate her ist. Oder er tut so, als hättest du dich verändert und wärst nicht mehr attraktiv – obwohl sich objektiv nichts geändert hat.

Unterschied zu normalen Beziehungskrisen

Jedes Paar durchlebt Phasen, in denen die sexuelle Frequenz schwankt. Stress, Erschöpfung, Krankheit, Lebenskrisen – all das ist normal und menschlich. Der entscheidende Unterschied: In gesunden Beziehungen wird darüber gesprochen.

Christian Thiel beschreibt in seinem lesenswerten Buch „Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben“ die typischen Dynamiken in Langzeitbeziehungen: Oft entsteht ein Verfolger-Distanz-Muster, bei dem ein Partner mehr Nähe sucht und der andere sich zurückzieht. Das ist frustrierend, aber es ist kein bewusstes Machtspiel.

Bei narzisstischer sexueller Verweigerung hingegen fehlt jede empathische Auseinandersetzung. Es gibt:

  • Keine ehrliche Kommunikation über Bedürfnisse
  • Keine Bereitschaft, gemeinsam nach Lösungen zu suchen
  • Keine Anerkennung deiner Gefühle oder Bedürfnisse
  • Stattdessen: Abwertung, Schuldzuweisung, strategischer Entzug

Lisa erzählte mir: „Ich habe ihm Artikel gegeben, Paartherapie vorgeschlagen, mit ihm weinen wollen. Nichts. Er sagte nur: ‚Du bist besessen von Sex. Das ist nicht normal.‘ Dabei ging es mir nicht um Sex – ich wollte einfach wieder gespürt werden.“

Aus psychologischer Sicht ist der Unterschied klar: In normalen Krisen besteht der Wunsch, die Verbindung wiederherzustellen. Bei narzisstischer sexueller Verweigerung ist der Entzug von Intimität das Ziel selbst – ein Mittel zur Kontrolle und Machtausübung.

Psychologische Hintergründe – warum verweigern Narzissten Sex?

Strafe und emotionale Kontrolle

Der wohl häufigste Grund für sexuelle Verweigerung ist die Bestrafung. Wie ich in meinem Artikel über Narzissmus und Sexualität beschreibe, nutzen narzisstische Menschen Sexualität oft als Werkzeug – allerdings nicht immer auf die offensichtliche Weise.

Während einige Narzissten Sex als Mittel zur Eroberung und Selbstbestätigung einsetzen (hypersexueller Narzissmus), nutzen andere den Entzug von Sex als noch wirksamere Waffe. Warum? Weil es dich destabilisiert, ohne dass er offen aggressiv werden muss.

Der Mechanismus ist perfide:

  1. Du fühlst dich abgelehnt – nicht nur körperlich, sondern als ganzer Mensch
  2. Du beginnst an dir zu zweifeln – bin ich nicht mehr attraktiv? Was stimmt mit mir nicht?
  3. Du bemühst dich mehr – versuchst, es ihm recht zu machen, passt dich an
  4. Er hat die Kontrolle – ohne ein Wort zu sagen, bestimmt er die Dynamik

 

Lisa beschrieb es so: „Nach jedem Streit, wenn ich meine Meinung geäußert hatte, wurde er eiskalt. Keine Berührung mehr, nicht mal eine Umarmung. Ich lag nachts neben ihm und fühlte mich einsamer als je zuvor in meinem Leben. Irgendwann habe ich aufgehört, Dinge anzusprechen, die mich störten – nur um diese Kälte nicht mehr ertragen zu müssen.“

Der Unterschied zur allgemeinen narzisstischen Sexualität liegt in der Methode: Während hypersexuelle Narzissten durch exzessiven Sex Macht ausüben, erreichen diese Narzissten dasselbe Ziel durch strategische sexuelle Verweigerung. Beide Male geht es nicht um echte Intimität oder gemeinsame Lust – sondern um Kontrolle.

 

Madonna-Hure-Komplex

Ein weiterer psychologischer Faktor, der sexuelle Verweigerung in narzisstischen Beziehungen erklären kann, ist der sogenannte Madonna-Hure-Komplex – ein Begriff, der auf Sigmund Freud zurückgeht.

Freud beschrieb damit ein Phänomen bei Männern, die Frauen in zwei unvereinbare Kategorien einteilen:

  • Die Madonna: rein, mütterlich, zu respektieren – aber asexuell

  • Die Hure: sexuell begehrenswert – aber nicht respektabel oder liebenswert

 

Männer mit diesem Komplex können Frauen, die sie lieben oder heiraten, nicht mehr sexuell begehren. Sobald du zur „Ehefrau“, zur „Mutter ihrer Kinder“ oder einfach zur festen Partnerin wirst, verlierst du in ihren Augen deine sexuelle Attraktivität.

Bei narzisstischen Männern verstärkt sich dieser Mechanismus oft dramatisch. Sie brauchen das Eroberungsgefühl, die Spannung des Verbotenen. Sobald du „sicher“ bist, sobald du dich emotional öffnest und verletzlich zeigst, wirst du uninteressant.

Lisa fand drei Monate nachdem sie bei mir war heraus: Ihr Partner hatte die gesamte Zeit über OnlyFans-Accounts abonniert und regelmäßig Geld an verschiedene Frauen bezahlt – während er ihr zuhause sagte, er habe „einfach keine Libido mehr“. Das sexuelle Verlangen war da – nur eben nicht für sie, seine Partnerin.

Psychologisch betrachtet schützt der Madonna-Hure-Komplex (von Freund zuerst al psychische Impotenz bezeichnet) narzisstische Männer vor echter Intimität. Wahre Nähe – die Verbindung von emotionaler UND sexueller Intimität – ist für sie bedrohlich. Sie spalten beides ab: Mit dir können sie emotional sein (oberflächlich), aber nicht sexuell. Mit „Huren“ können sie sexuell sein, aber nicht emotional.

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Eigenes Bedürfnis nach Macht und Sicherheit

Hinter der sexuellen Verweigerung steckt oft auch ein tiefes Sicherheitsbedürfnis des Narzissten selbst. Sexuelle Intimität bedeutet Verletzlichkeit. Man zeigt sich, wird gesehen, muss sich einlassen.

Für Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstruktur ist das existenziell bedrohlich. Ihr gesamtes Selbstbild basiert auf Unantastbarkeit und Überlegenheit. Echte Intimität würde bedeuten:

  • Schwäche zu zeigen (etwa durch Versagensängste)

  • Abhängigkeit zuzugeben (Lust auf dich zu haben macht dich mächtig)

  • Das Risiko der Zurückweisung einzugehen

 

Indem er Sex verweigert, kehrt er die Machtverhältnisse um: Du bist diejenige, die will. Du bist diejenige, die bittet. Du bist diejenige, die sich zurückgewiesen fühlt. Er bleibt unerreichbar, überlegen, in Kontrolle.

Lisa erinnerte sich: „Einmal, ganz am Anfang, hatten wir einen zärtlichen Moment, wo er wirklich verletzlich war. Er erzählte mir von seiner Angst, nicht zu genügen. Am nächsten Tag war er wie ausgewechselt – distanziert, abweisend. Als hätte er sich dafür bestrafen müssen, dass er sich mir gezeigt hatte.“

Zerebraler Narzissmus & fehlende Bindungsfähigkeit

Nicht alle Narzissten sind gleich. Der israelischer Psychologe Sam Vaknin unterscheidet zwischen somatischem und zerebrealem Narzissmus:

Somatische Narzissten nutzen ihren Körper, ihr Aussehen, ihre sexuelle Leistungsfähigkeit zur Selbstbestätigung. Sie haben oft viele Sexualpartner, gehen fremd, sind hypersexuell.

Zerebrale Narzissten hingegen beziehen ihr Selbstwertgefühl aus ihrem Intellekt, ihren Leistungen, ihrem Status. Sex ist für sie zweitrangig oder sogar „primitiv“. Sie betrachten sich als über solchen „niederen Bedürfnissen“ stehend.

Zerebrale Narzissten verweigern Sex oft grundsätzlich – nicht als Strafe, sondern weil sexuelle Intimität für sie tatsächlich wenig Bedeutung hat. Sie bevorzugen:

  • Intellektuelle Überlegenheit zu demonstrieren

  • Durch beruflichen Erfolg zu glänzen

  • Die Partnerin emotional abhängig zu halten, ohne sich selbst körperlich zu öffnen

 

Dazu kommt die fehlende Bindungsfähigkeit bei narzisstischen Persönlichkeiten generell. Bindung entsteht durch Oxytocin, das beim Sex, beim Kuscheln, bei Berührungen ausgeschüttet wird. Narzisstische Menschen vermeiden oft genau diese Momente – weil Bindung bedeutet, dass jemand anderes wichtig wird. Und das widerspricht ihrem Bedürfnis nach absoluter Autonomie und Kontrolle.

 

Männliche und weibliche Narzissten

Ein wichtiger Punkt: Auch weibliche Narzisstinnen verwenden sexuelle Verweigerung als Machtinstrument – allerdings oft mit anderen Mustern.

Narzisstische Frauen nutzen häufig:

  • Sex als Belohnung für Gehorsam und finanzielle Zuwendung

  • Völlige Passivität im Bett (er muss sich alle Mühe geben, sie bleibt distanziert)

  • Entzug nach der Hochzeit/Schwangerschaft („Jetzt habe ich dich, jetzt brauch ich das nicht mehr“)

  • Körperliche Beschwerden als dauerhaften Vorwand

 

Bei männlichen Narzissten sehe ich in der Praxis häufiger:

  • Den plötzlichen Interessenverlust nach der „Eroberung“

  • Parallele sexuelle Aktivitäten außerhalb der Beziehung

  • Direkte Abwertung der Partnerin („Du hast zugenommen“, „Du bist zu unattraktiv geworden“)

  • Emotionale Kälte kombiniert mit sexuellem Entzug

 

Beide Male ist das Ergebnis für den betroffenen Partner verheerend: Du fühlst dich ungeliebt, unattraktiv und wertlos – genau das Gefühl, das narzisstische Menschen bei anderen erzeugen, um sich selbst überlegen zu fühlen.

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Auswirkungen für den betroffenen Partner

Die Folgen sexueller Verweigerung in narzisstischen Beziehungen gehen weit über sexuelle Frustration hinaus. Sie greifen das Fundament deiner Selbstwahrnehmung an.

Lisas Geschichte zeigt das deutlich:

„In den ersten Monaten unserer Beziehung fühlte ich mich so begehrenswert wie nie zuvor. Er wollte mich ständig, konnte nicht aufhören, meinen Körper zu berühren, flüsterte mir zu, wie perfekt ich sei. Ich blühte auf. Nach zwei Jahren war alles anders.

Erst waren es kleine Ausreden: zu müde, zu viel Stress auf der Arbeit, Kopfschmerzen. Ich nahm es hin, machte mir Sorgen um ihn. Dann wurden die Abstände länger. Drei Wochen, zwei Monate, irgendwann hörte ich auf zu zählen.

Ich begann, mich ständig zu beobachten. Stand ich morgens vor dem Spiegel, sah ich nur noch Makel. Meine Oberschenkel waren zu dick. Mein Bauch nicht flach genug. Waren das neue Falten? Ich kaufte teure Unterwäsche, die ungetragen im Schrank lag. Ging öfter ins Fitnessstudio, hungerte mich durch Diäten. Nichts änderte sich.

Nachts lag ich wach neben ihm, während er seelenruhig schlief, und fragte mich, ob andere Männer mich noch attraktiv finden würden. Ich schämte mich für diese Gedanken – aber ich schämte mich auch dafür, dass mein eigener Partner mich nicht mehr anfasste.

Wenn Freundinnen über ihre Beziehungen sprachen, lächelte ich und schwieg. Wie hätte ich erklären sollen, dass ich in meiner eigenen Ehe zölibatär lebte? Bei jedem Date-Abend anderer Paare fühlte ich mich wie eine Betrügerin – nach außen das glückliche Paar, im Inneren einsam und leer.

Ich versuchte, es anzusprechen. Einmal, zweimal, zehnmal. Er reagierte genervt: ‚Nicht schon wieder das Thema. Du bist besessen davon.‘ Oder gekränkt: ‚Dass du mir so einen Druck machst, das törnt mich erst recht ab.‘ Oder beleidigt: ‚Bin ich für dich nur ein Sexobjekt?‘

Irgendwann sprach ich es nicht mehr an. Ich funktionierte. Ging zur Arbeit, führte den Haushalt, lächelte bei Familienfeiern. Aber innerlich starb etwas. Meine Lebendigkeit, mein Selbstwertgefühl, mein Vertrauen in meine eigene Wahrnehmung.

Dann, drei Jahre nach Beginn der sexuellen Eiszeit, fand ich seine zweite Kreditkartenabrechnung. Hunderte Euro für OnlyFans, für private Cam-Girls, für pornografische Websites. Monat für Monat. Während er mir erzählte, er habe ‚einfach keine Libido mehr‘.

Ich weiß noch, wie ich auf dem Badezimmerboden saß, die Abrechnung in der Hand, und nicht wusste, ob ich schreien oder lachen sollte. Das Problem war nie mein Körper. Es war nie meine Unattraktivität. Es war seine Unfähigkeit, mit echter Intimität umzugehen – und sein Bedürfnis, mich klein zu halten.“

Aus psychologischer Sicht erleben Betroffene typischerweise folgende psychische Folgen:

  • Erosion des Selbstwertgefühls: Sexuelle Zurückweisung triggert urmenschliche Ängste vor Ablehnung. Über Monate und Jahre zermürbt es deine Selbstwahrnehmung. Du beginnst zu glauben, tatsächlich nicht begehrenswert zu sein.

  • Chronische Scham: Sexualität ist intim und privat. Du kannst nicht einfach Freundinnen erzählen: „Mein Mann fasst mich seit einem Jahr nicht mehr an.“ Die Isolation verstärkt das Gefühl, dass etwas fundamental mit dir nicht stimmt.

  • Trauma-Bonding: Paradoxerweise bleiben viele Betroffene länger in solchen Beziehungen, weil die seltenen Momente von Zuwendung umso intensiver wirken. Jede kleine Berührung wird zum emotionalen Höhepunkt, den du verzweifelt festhalten willst.

  • Verlust der körperlichen Selbstwahrnehmung: Viele Frauen berichten, dass sie den Kontakt zu ihrem eigenen Körper verlieren. Sie spüren weder Lust noch Lebendigkeit. Der Körper wird zum Problembereich, der ständig optimiert werden muss.

  • Depressive Symptome: Chronische Zurückweisung, Einsamkeit trotz Partnerschaft und die kognitive Dissonanz („Er sagt, er liebt mich – aber er berührt mich nicht“) führen oft zu Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Hoffnungslosigkeit.

  • Hypervigilanz: Du beobachtest ständig jede Regung deines Partners, deutest jedes Zeichen, hoffst auf Annäherung und bereitest dich gleichzeitig auf die nächste Zurückweisung vor. Das ist emotional erschöpfend.

Wichtig zu verstehen: Diese Auswirkungen sind keine Übertreibung oder Schwäche. Sie sind normale Reaktionen auf eine Form emotionalen Missbrauchs. Dein Nervensystem und Körper reagieren auf eine Situation, die zutiefst unnatürlich ist – Ablehnung durch den Menschen, der dir am nächsten stehen sollte.

Sexueller Druck und Manipulation – praktische Szenarien

Sexuelle Verweigerung existiert selten isoliert. Sie ist eingebettet in ein komplexes System aus Manipulation, Druck und emotionaler Erpressung.

 

Von Charme-Offensive bis Bestrafung

Narzisstische Partner sind Meister der intermittierenden Verstärkung – ein psychologisches Prinzip, das auch bei Glücksspielen oder Abhängigkeiten wirkt. Du weißt nie, wann die „Belohnung“ kommt, also gibst du nicht auf.

Typische Szenarien sehen so aus:

  • Das „Honeymoon“-Muster: Nach wochenlanger Eiseskälte wird er plötzlich wieder zärtlich, initiiert Sex, ist liebevoll. Du bist überglücklich, denkst „Endlich ist alles wieder gut!“ – nur um nach wenigen Tagen erneut in die Eiswüste zurückzukehren. Diese kurzen „guten Phasen“ halten dich in der Beziehung gefangen.

  • Die Schuld-Umkehr: Wenn du das Thema ansprichst, dreht er den Spieß um. „Wenn du nicht immer so gestresst wärst…“, „Seitdem du zugenommen hast…“, „Du bist zu fordernd, das macht mich impotent.“ Plötzlich bist du das Problem, nicht seine Verweigerung.

  • Das Gaslighting-Spiel: Er behauptet, ihr hättet erst letzte Woche Sex gehabt (stimmt nicht), oder dass du dich verrückt machst und das alles übertreibst. Du beginnst, deiner eigenen Wahrnehmung zu misstrauen.

  • Die trotzige Verweigerung: Manche narzisstischen Partner verweigern Sex demonstrativ, um zu zeigen: „Du kannst mich zu nichts zwingen. Ich bestimme hier.“ Es geht nicht um fehlende Lust, sondern um Machtdemonstration.

  • Die Charm-Offensive vor Publikum: In Gesellschaft ist er der perfekte Partner – küsst dich, hält deine Hand, macht anzügliche Witze. Zuhause: nichts. Das verstärkt deine Verwirrung und lässt dich an deiner Realität zweifeln.

  • Die Drohung mit dem Außen: Manche narzisstische Männer deuten an oder sagen direkt: „Wenn du mir zu viel Druck machst, suche ich es mir woanders.“ Die implizite Botschaft: Du bist austauschbar, sei dankbar für das bisschen Aufmerksamkeit, das du bekommst.

 

Lisa erlebte genau diesen Wechsel: „Nach monatelanger Funkstille wurde er plötzlich an meinem Geburtstag wieder zärtlich. Er kaufte mir Blumen, nahm mich in den Arm, wir schliefen miteinander. Ich dachte, wir hätten die Krise überwunden. Eine Woche später – wieder Eiseskälte. Und als ich weinte, sagte er nur: ‚Siehst du, deshalb habe ich keine Lust. Du bist emotional so anstrengend.‘

 

Wie Betroffene reagieren können

Wenn du in dieser Dynamik steckst, fühlst du dich oft machtlos. Aber es gibt konkrete Strategien, die dir helfen können, deine Würde zu bewahren und Klarheit zu gewinnen:

1. Dokumentiere deine Realität

Narzisstisches Gaslighting funktioniert, weil du anfängst, deiner Wahrnehmung zu misstrauen. Schreib auf, wann ihr tatsächlich intim wart, was er gesagt hat, wie du dich fühlst. Das hilft dir, bei der Wahrheit zu bleiben.

2. Benenne das Verhalten direkt

Statt zu betteln oder zu diskutieren, benenne sachlich, was passiert: „Wir hatten seit drei Monaten keinen Sex. Wenn ich das anspreche, werde ich beschuldigt. Das ist nicht okay.“ Keine Vorwürfe, nur Fakten. Seine Reaktion zeigt dir viel.

3. Höre auf, dich anzupassen

Viele Frauen versuchen verzweifelt, „attraktiver“ zu werden, mehr zu leisten, perfekter zu sein. Das ist aussichtslos, weil das Problem nicht bei dir liegt. Spare diese Energie.

4. Setze eine innere Grenze

Du kannst seine Entscheidungen nicht kontrollieren, aber du kannst entscheiden, wie lange du in einer Beziehung bleibst, die deine Bedürfnisse grundlegend missachtet. Überlege dir: Wie lange bin ich noch bereit, so zu leben?

5. Suche dir Verbündete

Brich das Schweigen. Sprich mit einer Freundin, einem Therapeuten, jemandem, dem du vertraust. Das Geheimnis hält dich gefangen, Offenheit befreit.

6. Erkenne die Manipulation

Wenn nach Monaten der Verweigerung plötzlich eine „gute Phase“ kommt – freu dich nicht zu früh. Beobachte das Muster. Ist es echte Veränderung oder nur ein weiterer Zyklus?

7. Bereite dich auf Gegenmanipulation vor

Sobald du dich abgrenzt, wird der Druck oft größer. Erwarte: Schuldvorwürfe („Du bist so kalt geworden“), Love Bombing („Ich liebe dich doch so sehr“), Drohungen („Dann gehe ich eben“). Bleib standhaft.

 

Schutz und Selbstbehauptung in toxischen Beziehungen

Selbstbehauptung in einer toxischen Beziehung bedeutet nicht, den Partner zu „heilen“ oder die Beziehung zu „retten“. Es bedeutet, dich selbst zu schützen, solange du noch dort bist – und dir die innere Stärke aufzubauen, um irgendwann gehen zu können.

Körperliche Selbstbehauptung:

Narzisstische sexuelle Verweigerung lässt viele Frauen den Kontakt zu ihrem eigenen Körper verlieren. Hol ihn dir zurück:

  • Bewegung, die dir guttut (um dich wieder zu spüren)

  • Berührungen, die nichts mit ihm zu tun haben (Massagen, Sauna, Tanzen)

  • Wiederentdeckung deiner eigenen Körperlichkeit – deine Sexualität ist Teil von dir, unabhängig von seiner Verweigerung

  • Kleidung und Pflege für dich – nicht um ihm zu gefallen, sondern weil es dich stärkt

Emotionale Selbstbehauptung:

  • Vertraue deinen Gefühlen: Wenn es sich falsch anfühlt, ist es falsch – egal, was er sagt

  • Lass die Schuld bei ihm: Du bist nicht zu fordernd, zu emotional, zu irgendwas. Er ist unfähig zu echter Intimität

  • Trauere um das, was nie war: Die Beziehung, die du dir erhofft hast, existiert nicht und hat nie existiert. Das darf wehtun

Praktische Selbstbehauptung:

  • Finanzielle Unabhängigkeit bewahren (oder aufbauen)

  • Eigene Freundschaften pflegen – lass dich nicht isolieren

  • Informiere dich über narzisstischen Missbrauch – Wissen ist Macht (z.B. auf meinem Blog)

  • Sprich mit einem Anwalt (auch wenn du noch nicht sicher bist) – um deine Optionen zu kennen


Die wichtigste Form der Selbstbehauptung ist vielleicht die innere Entscheidung: Du verdienst eine Beziehung, in der du gesehen, begehrt und respektiert wirst. Nicht perfekt, nicht immer leidenschaftlich – aber grundlegend liebevoll und zugewandt.

Sexuelle Verweigerung ist nicht dein Schicksal, das du akzeptieren musst. Es ist ein Zeichen, dass diese Beziehung dir nicht guttut. Du darfst darauf hören.

Auswege und Hilfestellung – was kann ich als Betroffener tun?

Wenn du erkannt hast, dass die sexuelle Verweigerung in deiner Beziehung Teil eines narzisstischen Musters ist, stehst du vor einer der schwierigsten Fragen: Was jetzt?

Die ehrliche Antwort aus meiner langjährigen Praxiserfahrung: Narzisstische Persönlichkeitsstrukturen ändern sich nicht. Nicht durch deine Liebe, nicht durch Paartherapie, nicht durch genug Verständnis. Die Frage ist also nicht „Wie bringe ich ihn dazu, sich zu ändern?“, sondern „Wie schaffe ich es, mich zu befreien?

 

Grenzen setzen und Selbstschutz

Grenzen setzen wird in vielen Ratgebern als universelle Lösung angepriesen. Und ja, Grenzen sind wichtig – aber lass uns ehrlich sein: In narzisstischen Beziehungen funktionieren klassische Grenzen oft nicht.

Warum? Weil Grenzen nur funktionieren, wenn beide Seiten sie respektieren. Narzisstische Partner sehen deine Grenzen als Provokation, als Kontrollverlust, als etwas, das überwunden werden muss.

Trotzdem: Grenzen sind für dich wichtig, nicht um ihn zu ändern, sondern um deine Würde zu bewahren:

  • Die Grenze der Selbstaufgabe: „Ich werde nicht mehr versuchen, mich zu optimieren, um deine Zuneigung zu verdienen. Ich bin genug, so wie ich bin.“

  • Die Grenze der Verantwortung: „Seine sexuelle Verweigerung ist nicht meine Schuld. Ich übernehme keine Verantwortung mehr für sein Verhalten.“

  • Die Grenze der emotionalen Energie: „Ich höre auf, mit ihm über ein Problem zu diskutieren, das er nicht als Problem anerkennt. Ich spare meine Kraft.“

  • Die ultimative Grenze: „Ich werde nicht für immer in einer Beziehung bleiben, die mein Grundbedürfnis nach Nähe und Intimität dauerhaft missachtet.“

 

Diese letzte Grenze ist die wichtigste – und gleichzeitig die schwerste zu ziehen. Viele meiner Klientinnen brauchen Monate oder sogar Jahre, bis sie innerlich wirklich bereit sind, die Konsequenz zu ziehen.

Das ist okay. Es gibt keinen falschen Zeitpunkt für deine Befreiung – nur deinen richtigen Zeitpunkt.

Solange du noch in der Beziehung bist:

  • Pflege dein eigenes Leben (Freunde, Hobbys, Arbeit)

  • Stärke deine finanzielle Unabhängigkeit

  • Suche dir emotionale Unterstützung außerhalb der Beziehung

  • Halte Kontakt zu deiner Familie (auch wenn er versucht, dich zu isolieren)

  • Dokumentiere kritische Vorfälle (falls es zu einer Trennung kommt)

 

Externe Hilfe und der Weg zu emotionaler Freiheit

Hier ist die unbequeme Wahrheit, die ich nach Jahren in der Arbeit mit Frauen nach toxischen Beziehungen gelernt habe: Rein kognitives Verstehen reicht nicht.

Du kannst alle Bücher über Narzissmus lesen, alle Podcasts hören, alle Artikel verstehen – und trotzdem gefangen bleiben. Warum? Weil traumatische Bindungen nicht nur im Kopf entstehen. Sie entstehen im Körper.

Die chronische Ablehnung, die du erlebt hast, hat sich in deinem Nervensystem festgesetzt. Dein Körper ist in ständiger Alarmbereitschaft, gleichzeitig aber betäubt. Du lebst in einem Zustand von Freeze – eingefroren zwischen dem Wunsch zu gehen und der Angst vor den Konsequenzen.

Genau deshalb arbeite ich in meiner Praxis mit somatischen, körperorientierten Methoden:

  • EFT (Emotional Freedom Techniques) hilft dir, festsitzende emotionale Blockaden zu lösen. Die traumatische Bindung sitzt in deinem Nervensystem – durch gezieltes Tapping können wir den Stress-Kreislauf unterbrechen.

  • Atemtechniken aktivieren deinen ventralen Vagusnerv und bringen dich aus dem Freeze-Zustand zurück in deine Handlungsfähigkeit. Viele Frauen beschreiben nach den ersten Sessions: „Ich fühle mich zum ersten Mal seit Jahren wieder lebendig.“

  • Körperorientierte Traumatherapie adressiert das, was Worte allein nicht erreichen können: Die tief sitzende Überzeugung, nicht liebenswert zu sein. Die Scham. Die Angst vor dem Alleinsein.

 

Ich arbeite ausschließlich mit Frauen, weil ich die spezifischen Dynamiken verstehe, denen Frauen in Beziehungen mit narzisstischen Männern ausgesetzt sind. Ich kenne die gesellschaftliche Konditionierung, die uns lehrt, uns aufzuopfern, zu verstehen, „es noch einmal zu versuchen“. Ich kenne das Gefühl, zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Angst vor der Einsamkeit hin- und hergerissen zu sein.

In meiner 1:1-Begleitung bekommst du:

Einen geschützten Raum, in dem du nicht mehr funktionieren musst. Wo du weinen, wütend sein, zweifeln darfst – ohne bewertet zu werden.

Somatische Techniken, die deine Handlungsfähigkeit zurückbringen. Du lernst, die Lähmung zu durchbrechen und wieder in Kontakt mit deiner Intuition zu kommen.

Konkrete Strategien für deine individuelle Situation – ob du gerade erst erkennst, was los ist, mitten in der Trennung steckst oder den Neuanfang wagst.

Verständnis für die Komplexität deiner Situation. Ich werde dich nicht drängen, sofort zu gehen (auch wenn ich mir das für dich wünsche). Ich begleite dich auf deinem Weg – in deinem Tempo.

Unterstützung beim Wiederaufbau deines Selbstwertgefühls. Die sexuelle Verweigerung hat Spuren hinterlassen. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass du dich wieder als begehrenswert, wertvoll und liebenswürdig fühlst – unabhängig davon, was er dir eingeredet hat.

Viele meiner Klientinnen sagen rückblickend: „Ich hätte nie gedacht, dass ich stark genug bin, zu gehen. Jetzt weiß ich: Ich war immer stark – ich brauchte nur jemanden, der mir hilft, diese Stärke wieder zu spüren.“

Lisa hat drei Monate nach unserem ersten Gespräch die Trennung eingeleitet. Sie schrieb mir danach:

„In der Nacht, bevor ich ihm sagte, dass ich gehe, lag ich wieder neben ihm im Bett. Aber diesmal fühlte ich nicht mehr die vertraute Leere und Verzweiflung. Ich fühlte Klarheit. Und zum ersten Mal seit Jahren – Hoffnung. Die somatische Arbeit mit dir hat mir gezeigt: Mein Körper will leben. Er will fühlen. Er will mehr als nur zu überleben. Und das geht nicht an der Seite eines Menschen, der mich emotional verhungern lässt.“

Wenn du bereit bist, den ersten Schritt zu gehen – ob das jetzt die Trennung ist oder erst einmal das Verstehen, dass du Unterstützung verdienst – dann lade ich dich ein, dich für ein kostenfreies Erstgespräch zu melden.

In diesem Gespräch schauen wir gemeinsam:

  • Wo stehst du gerade?
  • Was brauchst du am dringendsten?
  • Wie kann ich dich am besten unterstützen?

 

Du musst keine Entscheidungen treffen. Du musst nicht perfekt vorbereitet sein. Du musst nur bereit sein, dir einzugestehen: Ich verdiene mehr als das hier.

Sexuelle Verweigerung durch Narzissten ist mehr als ein Beziehungsproblem. Es ist eine Form emotionalen Missbrauchs, die dein Selbstwertgefühl systematisch untergräbt. Du bist nicht zu fordernd, nicht zu emotional, nicht zu wenig attraktiv.

Du bist in einer Beziehung mit einem Menschen, der unfähig ist zu echter Intimität – und der diese Unfähigkeit als Waffe gegen dich einsetzt.

Das musst du nicht für immer ertragen. Es gibt einen Weg heraus. Und du musst ihn nicht alleine gehen.

Die intensive Sexualität am Anfang war Teil der Love-Bombing-Phase – ein Mittel zur Eroberung. Sobald du „sicher“ bist (nach Zusammenzug, Heirat oder emotionaler Bindung), verliert der narzisstische Partner oft das Interesse. Sex wird dann zum Kontrollinstrument: Durch den Entzug von Intimität hält er dich klein, verunsichert und emotional abhängig, ohne selbst verletzlich werden zu müssen.

Nein. Das ist einer der schmerzhaftesten Irrglauben, den Betroffene entwickeln. Sexuelle Verweigerung in narzisstischen Beziehungen hat nichts mit deiner Attraktivität zu tun. Viele narzisstische Partner konsumieren parallel Pornografie, haben Affären oder zahlen für OnlyFans – während sie der Partnerin zuhause erzählen, sie hätten „keine Libido“. Das Problem ist ihre Unfähigkeit zu echter Intimität, nicht dein Körper oder dein Wesen.

Die ehrliche Antwort: Narzisstische Persönlichkeitsstrukturen ändern sich nicht durch Paartherapie. Für Veränderung bräuchte es echte Selbstreflexion, Empathie und den Willen zur Verhaltensänderung – genau das fehlt bei narzisstischen Persönlichkeiten. Viele Betroffene erleben in der Paartherapie sogar eine Verschlimmerung, weil der narzisstische Partner die Therapeutin / den Therapeuten manipuliert oder die Sitzungen nutzt, um dich weiter zu beschuldigen. Die wichtige Frage ist nicht „Kann er sich ändern?“, sondern „Wie lange bin ich bereit, so zu leben?“

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Bild von Katharina Samoylova

Katharina Samoylova

Katharina ist Psychologin und Mentorin. Sie begleitet Frauen nach einer toxischen Beziehung mit einem Narzissten und hilft ihnen, sich selbst wiederzufinden. Ihre Arbeit verbindet psychologisches Wissen mit körperorientierten Methoden wie EFT und Breathwork. Ihr Ziel ist es, Frauen dabei zu unterstützen, sich emotional vom Ex-Partner zu lösen und gestärkt aus der Beziehung hervorzugehen.

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