Während meiner Zeit in Ägypten war ich tief beeindruckt vom kulturellen Erbe dieses faszinierenden Landes – besonders von Ramses II., dessen monumentale Selbstinszenierung mich inspiriert hat, diesen etwas anderen Artikel für meinen Blog zu verfassen. Denn wenn wir über berühmte Narzissten der Geschichte sprechen, begegnen uns Muster, die erschreckend vertraut wirken: Das unstillbare Bedürfnis nach Bewunderung, die Ausbeutung anderer Menschen für eigene Ziele, die Unfähigkeit zu echter Empathie. Beim Betrachten der riesigen Statuen von Abu Simbel wurde mir klar, wie zeitlos diese Dynamiken sind.
Wichtig vorab: Wenn ich hier von „Narzissten“ spreche, verwende ich das nicht als offizielle historische Diagnose – niemand kann nachträglich eine klinische Diagnose stellen. Vielmehr geht es um eine psychologisch fundierte Perspektive auf auffällige Selbstinszenierung, übermäßiges Macht- und Kontrollbedürfnis und Verhaltensmuster, die wir heute als narzisstisch beschreiben würden.
In den letzten Jahren hat der Begriff „Narzissmus“ explosionsartig an Bedeutung gewonnen – manche sprechen sogar von einer „Narzissmus-Epidemie“, Kritiker bezeichnen ihn als reines Modewort unserer Zeit. Doch dieser Artikel soll dir zeigen: Narzisstische Züge sind nichts Neues. Früher gab es nur kein Wort dafür, keine psychologische Einordnung für das Verhalten, das wir heute als narzisstisch beschreiben. Diese Dynamiken gibt es seit Jahrtausenden, sie funktionieren heute genauso wie damals. Narzissmus ist keine Mode – es ist eine reale Persönlichkeitsstruktur mit massiven Auswirkungen auf Beziehungen, die Menschen schon immer erlebt haben. Jetzt haben wir endlich einen Namen dafür.
Du fragsr dich, ob eine Person aus deinem Umfeld narzisstische Züge hat?
Narzissmus – was damit in diesem Artikel gemeint ist
Unter narzisstischer Persönlichkeitsausprägung verstehe ich ein tiefgreifendes Muster von Großartigkeit (in Fantasie oder Verhalten), ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung und einen deutlichen Mangel an Empathie. In der psychologischen Forschung unterscheiden wir verschiedene Subtypen: grandioser Narzissmus (offen überheblich, dominant, selbstbewusst nach außen), vulnerabler oder verdeckter Narzissmus (hypersensibel, leicht gekränkt, nach außen oft unsicher wirkend) – und maligner Narzissmus, die gefährlichste Form. Maligner Narzissmus kombiniert grandiose Selbstüberhöhung mit Sadismus, paranoiden Zügen und antisozialen Verhaltensweisen. Menschen mit malignem Narzissmus fügen anderen bewusst Schaden zu, genießen Macht über andere und zeigen null Gewissensbisse. Viele der historischen Figuren in diesem Artikel – insbesondere die Diktatoren – zeigen genau diese maligne Form.
Was du in diesem Artikel findest, ist eine nachträgliche psychologische Deutung historischer Quellen – keine klinische Diagnose. Historische Persönlichkeiten können wir nicht auf die Couch legen. Aber wir können ihr dokumentiertes Verhalten, ihre Selbstinszenierung und die Auswirkungen ihres Handelns auf andere Menschen betrachten und dabei Muster erkennen, die uns heute als narzisstisch gelten. Das geschieht hier mit Respekt vor der Komplexität jeder Person und dem Bewusstsein, dass historische Kontexte anders waren – aber menschliche Persönlichkeitsstrukturen erstaunlich stabil bleiben.
10 berühmte Narzissten aus der Geschichte
Warum finden wir unter Herrschern, Künstlern und politischen Führern so häufig Menschen mit stark ausgeprägten narzisstischen Zügen? Die Antwort liegt auf der Hand: Diese Positionen bieten genau das, was narzisstische Persönlichkeiten brauchen – Macht, eine große Bühne, kontinuierliche Bewunderung und die Möglichkeit, andere Menschen für die eigenen Ziele zu nutzen. Narzisstische Menschen streben oft gezielt in Rollen, die ihnen ermöglichen, im Mittelpunkt zu stehen und Kontrolle auszuüben.
Die folgenden zehn Beispiele zeigen unterschiedliche Facetten von Narzissmus – von der puren Selbstvergötterung bis zur paranoiden Kontrolle, von künstlerischer Genialität gepaart mit emotionaler Kälte bis zu destruktivem Größenwahn. Jede dieser Personen zeigt auf ihre Weise, wie narzisstische Muster funktionieren – und wie sie Menschen im Umfeld schaden.
Ramses II. – der göttliche Selbstinszenierer
Ramses II., der von 1279 bis 1213 v. Chr. über Ägypten herrschte, ist vielleicht einer der eindrücklichsten Selbstdarsteller der Weltgeschichte. Er ließ kolossale Bauten errichten – Abu Simbel mit seinen 20 Meter hohen Statuen seiner selbst ist nur das bekannteste Beispiel. Überall in Ägypten finden sich Monumente, die seine Größe feiern. Besonders aufschlussreich: Ramses ließ systematisch ältere Bauwerke mit seinem eigenen Namen überschreiben, um sich die Leistungen seiner Vorgänger anzueignen.
Dieses Verhalten spiegelt klassische grandiose narzisstische Muster: Größenfantasien, die sich in megalomanen Projekten manifestieren. Die Selbstdarstellung als gottgleich, das völlige Ausblenden der Leistungen anderer, die Vereinnahmung fremder Verdienste. Ramses brauchte die permanente Bestätigung seiner Überlegenheit – buchstäblich in Stein gemeißelt, für die Ewigkeit. Historkier schätzen, dass er 8-10 Tempeln in Ägypten für sich bauen ließ und aktuell existieren um die 100 gut erhaltene Statuen von ihm, es waren jedoch vermutlich deutlich mehr, wenn man die einzelne Fragmente betrachtet.
Wenn du das auf heutige Beziehungen überträgst, erkennst du vielleicht deinen Ex-Partner wieder, der ständig im Mittelpunkt stehen musste, der deine Erfolge als seine eigenen darstellte, der dich systematisch kleiner machte, während er sich selbst überhöhte. Der narzisstische Partner von heute baut vielleicht keine Tempel – aber er konstruiert eine Realität, in der er der Größte ist und alle anderen nur Statisten in seinem Drama.
Alexander der Große – Ruhm um jeden Preis
Alexander III. von Makedonien eroberte in nur 13 Jahren ein Weltreich, das von Griechenland bis nach Indien reichte. Er sah sich selbst als auserwählten Helden, als direkten Nachfahren des Herakles und des Achilles. Sein Ziel war nicht nur militärische Eroberung – es war unsterblicher Ruhm, die absolute Bewunderung für alle Zeit. Alexander ließ sich in eroberten Gebieten als Gott verehren und tolerierte keinen Widerspruch gegen seine göttliche Bestimmung.
Was wir heute an Alexander faszinierend finden – sein Charisma, seine militärische Genialität, seine Vision – ging einher mit extremer Rücksichtslosigkeit. Menschen waren Mittel zum Zweck seiner Ruhmsucht. Als sein engster Freund Kleitos ihn kritisierte, erschlug Alexander ihn im Zorn – ein Muster, das typisch ist für narzisstische Kränkung.
Diese Mischung aus Faszination und Zerstörung kennst du vielleicht aus eigener Erfahrung: Der charismatische Partner, der dich anfangs mitreißt, der Visionen hat und Großes erreichen will – und der gleichzeitig hochriskant für dein Wohlbefinden ist. Der bei der kleinsten Kritik oder Kränkung emotional oder sogar physisch gewalttätig werden kann. Charisma schützt nicht vor narzisstischer Destruktivität – im Gegenteil, es macht sie oft gefährlicher.
Kleopatra VII. – Macht, Verführung und Inszenierung
Kleopatra VII., die letzte Pharaonin Ägyptens, war eine hochintelligente, politisch versierte Herrscherin. Sie nutzte strategisch ihre Bildung, ihren Charme und ihre Fähigkeit zur Inszenierung, um Bündnisse mit den mächtigsten Männern ihrer Zeit einzugehen – erst mit Julius Caesar, dann mit Marcus Antonius. Kleopatra verstand es meisterhaft, verschiedene Rollen zu spielen: die verführerische Königin, die gebildete Philosophin, die leidende Liebende, die mächtige Göttin Isis.
Was bei Kleopatra auffällt, ist die strategische Nutzung von Beziehungen für Machtgewinn. Sie brauchte die Bewunderung und Unterstützung mächtiger Männer – nicht primär aus Liebe, sondern als Mittel zur Sicherung ihrer Herrschaft. Gleichzeitig inszenierte sie sich selbst als außergewöhnlich, einzigartig, gottgleich. Diese Mischung aus strategischer Verführung, Rollenspiel und dem tiefen Bedürfnis nach Bewunderung erinnert an Muster des verdeckten oder vulnerablen Narzissmus.
Vielleicht erkennst du hier die Ex-Partnerin oder den Ex-Partner wieder, die sich je nach Situation völlig unterschiedlich präsentieren konnten: mal stark und überlegen, mal verletzlich und hilfsbedürftig, mal verführerisch, mal kalt. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstruktur sind oft exzellente Schauspieler, die genau die Rolle spielen, die ihnen in der jeweiligen Situation Bewunderung, Mitleid oder Kontrolle verschafft.
Heinrich VIII. – Liebe, Macht und Austauschbarkeit
Der englische König Heinrich VIII. heiratete sechsmal – und zwei seiner Ehefrauen ließ er hinrichten. Sein übermächtiges Bedürfnis nach einem männlichen Erben rechtfertigte in seinen Augen jedes Mittel: Scheidungen, die Abspaltung von der katholischen Kirche, Hinrichtungen. Menschen, selbst geliebte Partnerinnen, wurden für ihn vollständig austauschbar, sobald sie seinen Zweck nicht mehr erfüllten. Anne Boleyn, die er leidenschaftlich begehrte und für die er die halbe christliche Welt gegen sich aufbrachte, ließ er auf absurden Vorwürfen basierend enthaupten – nur drei Jahre nach der Hochzeit.
Heinrichs Verhalten zeigt das narzisstische Muster der Objektifizierung: Menschen existieren nur in Bezug auf den eigenen Nutzen. Solange sie dem narzisstischen Bedürfnis dienen (Bewunderung spenden, den gewünschten Erben liefern, das eigene Image aufwerten), werden sie idealisiert. Sobald sie versagen oder widersprechen, werden sie brutal entwertet und entsorgt.
Die Parallele zu heutigen toxischen Beziehungen ist erschütternd: Der Partner, der dich zu Beginn auf ein Podest hebt, der dich als die perfekte Frau bezeichnet – und der dich fallen lässt wie eine heiße Kartoffel, sobald du nicht mehr perfekt funktionierst, sobald du Grenzen setzt oder seine Erwartungen nicht erfüllst. Bei narzisstischen Kränkungen (keine Kinder bekommen können, Widerspruch, vermeintliche Untreue) werden Menschen eiskalt, rachsüchtig und brutal.
Kaiserin Elisabeth („Sisi“) – vulnerabler Narzissmus im Spiegel
Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Sisi, wird oft romantisch verklärt – doch ihr Verhalten zeigt deutliche Züge von vulnerablem Narzissmus. Ihr extremer Körperkult (tägliches stundenlanges Turnen, Hungerkuren, obsessive Haarpflege) diente der Aufrechterhaltung eines jugendfixierten Selbstbildes. Sie sah sich als außergewöhnlich schön und einzigartig sensibel, entzog sich aber gleichzeitig fast allen Verpflichtungen als Ehefrau und Mutter.
Sisi idealisierte Menschen intensiv (wie ihre Hofdame und enge Freundin), um sie dann abrupt fallen zu lassen. Sie inszenierte sich als unverstanden, zu sensibel für diese Welt, als Opfer der höfischen Zwänge – nutzte aber gleichzeitig ihre Position, um sich allen Regeln zu entziehen, die andere Frauen einschränkten. Hinter ihrer Verletzlichkeit und Depression stand eine tiefe Selbstbezogenheit: Ihre eigenen Gefühle, ihr Aussehen, ihre Freiheit waren zentral; die Bedürfnisse ihrer Kinder oder ihres Ehemanns spielten kaum eine Rolle.
Diese Ambivalenz ist typisch für vulnerablen Narzissmus: Der Partner wirkt sensibel, leidend, besonders – und erzeugt damit das Bedürfnis, ihn zu schützen und zu verstehen. Gleichzeitig ist er emotional nicht wirklich verfügbar, übernimmt keine Verantwortung in der Beziehung und macht dich für sein Wohlbefinden zuständig. Du sollst ihn retten, bewundern, seine Einzigartigkeit erkennen – aber echte gegenseitige Beziehung findet nicht statt.
Ludwig XIV. – die Sonne im Mittelpunkt
Ludwig XIV. von Frankreich nannte sich selbst den Sonnenkönig – und organisierte sein gesamtes Reich um diesen Anspruch herum. Versailles wurde zum Symbol seines Personenkults: ein Palast, der ausschließlich dazu diente, seine Macht und Pracht zu inszenieren. Die starren Hofrituale stellten sicher, dass jede Handlung des Königs – selbst sein morgendliches Aufstehen – zu einem zeremoniellen Akt der Huldigung wurde. Adlige konkurrierten darum, dem König beim Ankleiden helfen zu dürfen.
Ludwig schuf ein System, in dem alles und alle um seine Person kreisten. Sein Ausspruch „L’État, c’est moi“ (Der Staat bin ich) bringt diese vollständige Verschmelzung von Person und Institution auf den Punkt. Er brauchte die permanente Bestätigung seiner Überlegenheit, und er hatte die Macht, ein ganzes gesellschaftliches System darauf auszurichten.
Narzisstische Persönlichkeiten sind außerordentlich gut darin, Systeme auf ihre Bedürfnisse auszurichten – ob das nun Familien, Unternehmen oder Beziehungsdynamiken sind. Vielleicht erkennst du das Muster: Der Partner, um den sich alles dreht. Bei dem alle Familienmitglieder auf Zehenspitzen gehen, um ihn nicht zu verärgern. Der die Regeln macht und sie ständig ändert, sodass andere nie sicher sein können, ob sie gerade richtig handeln. Der erwartet, dass seine Bedürfnisse Vorrang haben – immer.
Coco Chanel – Genialität, Image und Kälte
Gabrielle „Coco“ Chanel revolutionierte die Mode und baute aus bescheidenen Anfängen ein Imperium auf. Sie erschuf nicht nur Kleidung, sondern ein sorgfältig kontrolliertes Marken-Ich: die selbstbestimmte, elegante, moderne Frau. Chanel war brilliant darin, ihr eigenes Image zu formen und zu kontrollieren – sie erfand Geschichten über ihre Herkunft, löschte unbequeme Wahrheiten aus ihrer Biografie und präsentierte sich als Kunstwerk.
Gleichzeitig war Chanel bekannt für ihre Härte, ihre Fähigkeit, Menschen auszunutzen, und ihre kompromisslose Abwertung von Konkurrenz. Beziehungen dienten ihr vor allem zur Unterstützung ihrer Karriere und ihres Status. Ihre Affäre mit einem Nazi-Offizier während der deutschen Besatzung zeigte, wie wenig moralische Skrupel sie hatte, wenn es um ihre eigenen Interessen ging.
Diese Kombination – geniale kreative Leistung plus emotionale Kälte, strategische Nutzung von Beziehungen und absoluter Kontrolle über die eigene Darstellung – findest du auch bei heutigen erfolgreichen narzisstischen Persönlichkeiten. Der erfolgreiche Geschäftsmann, die brillante Künstlerin, die faszinierende Persönlichkeit, die gleichzeitig Partner, Angestellte und sogar Kinder wie Schachfiguren behandelt. Erfolg und Narzissmus schließen sich nicht aus – im Gegenteil, narzisstische Züge können kurzfristig sehr erfolgreich machen.
Adolf Hitler – destruktiver Größenwahn
Adolf Hitler steht für die extremste, destruktivste Form von Narzissmus. Sein massiver Personenkult, die Ideologie der arischen Überlegenheit, seine Größenfantasien von der „tausendjährigen Herrschaft“ – und der völlige Mangel an Empathie gegenüber Millionen von Menschen, die er ermorden ließ. Hitler sah Menschen als bloße Mittel zur Verwirklichung seiner kranken Vision. Jeder, der nicht in sein Weltbild passte, wurde entmenschlicht, entwertet und vernichtet.
Was wir bei Hitler sehen, ist maligner Narzissmus in seiner schrecklichsten Ausprägung: grandiose Selbstüberhöhung gepaart mit Sadismus, paranoider Feindbildkonstruktion und absoluter Empathielosigkeit. Er konnte Menschenmassen manipulieren, ihr Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Größe ausnutzen – und sie gleichzeitig für seine Zwecke opfern.
Es ist wichtig, diese Extremform zu benennen, um zu verstehen: Narzissmus existiert auf einem Spektrum, aber in seiner malignen Form ist er tödlich. Die Mechanismen – Größenwahn, Entwertung anderer, Mangel an Empathie, die Konstruktion einer Ideologie, die die eigene Überlegenheit rechtfertigt – sind dieselben wie bei weniger extremen Formen. Nur die Konsequenzen unterscheiden sich im Ausmaß.
Joseph Stalin – Paranoia, Kontrolle und Vergöttlichung
Joseph Stalin inszenierte sich als unfehlbarer Führer, als „Vater der Völker“. Die sowjetische Propaganda baute einen allgegenwärtigen Personenkult auf – Stalins Bild und Zitate waren überall. Gleichzeitig herrschte er durch Terror: Säuberungen, Schauprozesse, Millionen von Menschen in Gulags. Jeder, der auch nur als potenzielle Bedrohung wahrgenommen wurde, wurde brutal ausgeschaltet. Stalin traute niemandem – selbst engste Mitarbeiter wurden plötzlich zu „Feinden des Volkes“ erklärt und hingerichtet.
Bei Stalin sehen wir eine Mischung aus grandioser Selbstinszenierung und extrem verletzlichem, paranoiden Narzissmus. Die Kränkungsanfälligkeit war immens – jede vermeintliche Illoyalität, jeder Widerspruch, jede eigenständige Meinung wurde als existenzielle Bedrohung erlebt und entsprechend bestraft. Diese Paranoia ist ein Kernmerkmal vulnerablen Narzissmus: Die ständige Angst, entlarvt, verraten oder übertroffen zu werden.
Vielleicht hast du diese Dynamik im Kleinen erlebt: Der Partner, der ständig misstrauisch ist, der dein Handy kontrolliert, der überall Verrat wittert. Der dir vorwirft, untreu zu sein, während er selbst fremdgeht. Der bei jedem Anzeichen von Eigenständigkeit von dir eine „Bestrafung“ folgen lässt – sei es durch Schweigen, Wutausbrüche oder emotionalen Entzug. Kontrolle und Paranoia gehen bei narzisstischen Persönlichkeiten oft Hand in Hand.
Fidel Castro – unersetzlicher Führer
Fidel Castro regierte Kuba fast 50 Jahre lang – und inszenierte sich dabei als einziger legitimer Retter und Führer der Nation. Seine mehrstündigen Reden, sein omnipräsentes Bild, die Selbstdarstellung als unersetzlicher Revolutionsheld: Castro brauchte die Bewunderung und schuf ein System, in dem Kritik nicht möglich war. Wer widersprach, wurde zum Verräter der Revolution erklärt.
Besonders charakteristisch ist das „Unersetzlichkeits“-Narrativ: Castro vermittelte, dass ohne ihn alles zusammenbrechen würde. Er war der Vater, der Held, der Einzige, der Kuba retten konnte. Diese Narrative erzeugt Abhängigkeit – Menschen trauen sich nicht, zu gehen oder zu widersprechen, weil sie glauben, ohne diese Person nicht überleben zu können.
Dieses Muster ist in toxischen Beziehungen alltäglich: „Ohne mich schaffst du das nicht.“ „Niemand wird dich jemals so lieben wie ich.“ „Du bist nichts ohne mich.“ Der narzisstische Partner schafft gezielt die Überzeugung, dass du von ihm abhängig bist – emotional, finanziell, sozial. Dass du ohne ihn verloren wärst. Diese psychologische Bindung ist einer der stärksten Mechanismen, die Menschen in destruktiven Beziehungen halten.
Was die Beispiele der berühmten Narzissten der Geschichte mit heutigen toxischen Beziehungen zu tun haben
Wenn du dir diese berühmten Narzissten der Geschichte anschaust, ziehen sich bestimmte Muster durch die Jahrhunderte: ein unstillbares Bedürfnis nach Bewunderung, die Unfähigkeit zu echter Empathie, die Bereitschaft, andere Menschen für eigene Ziele auszubeuten, extreme Kontrolle, massive Kränkungsanfälligkeit – und die Fähigkeit, Systeme (seien es Reiche, Höfe oder Familien) vollständig auf die eigenen Bedürfnisse auszurichten.
In deiner Beziehung mit einem narzisstischen Partner erlebst du diese Dynamiken im Alltag: Du wirst idealisiert, wenn du bewunderst und gehorchst – und brutal entwertet, wenn du widersprichst oder eigene Bedürfnisse äußerst. Du erlebst Gaslighting (die Manipulation deiner Wahrnehmung, sodass du an deinem eigenen Verstand zweifelst). Du wirst emotional, manchmal auch finanziell abhängig gemacht. Du spürst Scham, Selbstzweifel, die quälende Frage: „Bin ich das Problem?“
Die Antwort ist: Nein. Diese Muster existieren seit Jahrtausenden. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstruktur verhalten sich heute genauso wie Ramses, Heinrich VIII. oder Stalin – nur in kleinerem Maßstab. Die Mechanismen sind identisch: Kontrolle, Entwertung, Ausbeutung, das Schaffen von Abhängigkeit, die Inszenierung als überlegen oder unverstanden.
Wenn du diese historischen Beispiele liest und denkst „Das kenne ich“, dann ist das keine Einbildung. Es liegt nicht an dir, dass er oder sie so ist. Du hast es nicht verursacht. Du kannst es nicht heilen. Diese Persönlichkeitsstruktur ist tief verwurzelt – und du bist nicht verantwortlich dafür.
Was du aber tun kannst: Du kannst Verantwortung für dich selbst übernehmen. Du kannst lernen, die Muster zu erkennen. Du kannst verstehen, warum du so lange geblieben bist (Trauma-Bonding, Hoffnung auf Veränderung, Scham, Angst). Und du kannst Schritt für Schritt aus dieser Dynamik aussteigen.
In meiner Arbeit mit Frauen nach narzisstischen Beziehungen geht es genau darum: das Nervensystem zu stabilisieren (denn der Stress einer solchen Beziehung sitzt tief im Körper), wieder eigene Grenzen zu spüren und zu setzen, die Scham loszuwerden, die Klarheit zurückzugewinnen. Es geht nicht nur darum, die Dynamik kognitiv zu verstehen – sondern sie körperlich zu verarbeiten, damit du wirklich frei wirst.
Wenn du dich in diesem Artikel wiedererkennst, bist du nicht allein. Abonniere gerne meinen Blog, um mehr über den Weg aus toxischen Beziehungen zu erfahren. Oder informiere dich über meine 1:1-Begleitung und mein „Unstoppable You“-Selbstbewusstsein Kurs, in dem ich mit Körperarbeit, EFT, Atemtechniken und psychologischer Begleitung Frauen dabei unterstütze, sich aus narzisstischen Verstrickungen zu lösen – nicht nur mental, sondern auf allen Ebenen.
Die Geschichte zeigt uns: Narzisstische Persönlichkeiten haben immer existiert und werden immer existieren. Aber du musst nicht ihr Opfer bleiben. Du darfst dich entscheiden – für dich, für dein Wohlbefinden, für ein Leben ohne diese Dynamik. Und dieser Schritt ist möglich.