Du kennst dieses Gefühl, nie genug zu sein. Als Kind hast du versucht, es beiden recht zu machen – dem Vater, der dich nur sah, wenn du perfekt warst, und der Mutter, die selbst so zerbrechlich wirkte, dass du sie beschützen wolltest, obwohl du doch selbst Schutz gebraucht hättest. Eine Kindheit mit einem narzisstischen Vater und einer schwachen Mutter bedeutet, zwischen Macht und Ohnmacht aufzuwachsen, ohne jemals wirklich Kind sein zu dürfen.
Nadines Geschichte: „Mein Leben mit einem narzisstischen Vater und einer schwachen Mutter"
Nadine ist heute 38 Jahre alt. Wenn sie über ihre Kindheit spricht, sucht sie nach den richtigen Worten – nicht weil ihr die Erinnerungen fehlen, sondern weil sie so lange geglaubt hat, dass alles normal war.
„Ich erinnere mich an einen ganz gewöhnlichen Dienstagabend“, erzählt sie. „Ich war acht Jahre alt und hatte beim Mathetest eine Zwei geschrieben. Ich war stolz – meine beste Note in Mathe überhaupt. Ich rannte nach Hause, die Treppe hoch, platzte ins Wohnzimmer. Papa saß in seinem Sessel, Mama stand in der Küche. ‚Papa, Papa, schau! Eine Zwei in Mathe!‘ Er nahm das Blatt, schaute kurz drauf, dann zu mir. ‚Warum keine Eins? Bist du dumm oder einfach nur faul?‘ Meine Freude zerplatzte wie eine Seifenblase. Ich schaute zu Mama – sie drehte sich weg, rührte schneller in ihrem Topf. Sagte nichts. Ich ging in mein Zimmer und weinte leise, damit er mich nicht hörte.“
Das war Nadines Kindheit in einem Satz: Leistung, die nie reichte. Ein Vater, der sie nur sah, wenn sie ihm nutzte. Eine Mutter, die wegschaute, wenn es wehtat.
Nach außen war Nadines Familie perfekt. Der Vater – ein angesehener Ingenieur, charmant bei Nachbarn und Kollegen, der Mann, der bei Familienfesten die besten Geschichten erzählte. Die Mutter – freundlich, zurückhaltend, immer ein wenig im Schatten ihres Mannes. Und Nadine? Das brave, fleißige Mädchen, das in der Schule gut war, nie widersprach, immer lächelte.
Aber hinter der Fassade sah es anders aus. Der Vater dominierte jeden Raum, in den er trat. Seine Stimmung bestimmte das Klima im ganzen Haus. War er zufrieden, durften alle atmen. War er schlecht gelaunt, lauerten alle darauf, nicht zur Zielscheibe zu werden. Er kontrollierte alles – was gegessen wurde, wann das Licht ausging, welche Freunde Nadine haben durfte, wie laut sie sein durfte, wie sie sich anzog.
„Wenn ich mit Freunden nach Hause kam, war er plötzlich der liebevolle Vater“, sagt Nadine. „Er machte Witze, fragte nach der Schule, war interessiert. Meine Freundinnen sagten immer: ‚Du hast so einen coolen Papa!‘ Ich lächelte und dachte: Wenn ihr wüsstet. Sobald die Tür hinter ihnen zufiel, war er wieder der andere – der, der meckerte, der kritisierte, der mich spüren ließ, dass ich eine Enttäuschung war.“
Die Mutter schwieg. Immer. Wenn der Vater Nadine anschrie, schaute sie weg. Wenn er sie vor anderen bloßstellte, lächelte sie verlegen. Wenn Nadine weinte, strich sie ihr kurz über den Kopf, sagte: „Papa meint es nicht so. Er hat nur viel Stress.“ Nadine wartete darauf, dass die Mutter sich vor sie stellt. Dass sie sagt: „Stopp, so nicht mit meiner Tochter.“ Aber das kam nie.
„Ich habe lange geglaubt, Mama liebt mich einfach nicht genug“, sagt Nadine heute. „Ich dachte, wenn sie mich wirklich lieben würde, würde sie mich beschützen. Heute weiß ich: Sie war selbst gefangen. Sie hatte Angst vor ihm. Vor seinen Wutausbrüchen, vor seiner emotionalen Kälte, vor der Tatsache, dass er sie kleinmachen konnte mit einem Blick. Sie war keine starke Frau, weil sie selbst keine Kraft hatte. Aber als Kind habe ich das nicht verstanden. Ich habe nur gespürt: Ich bin allein.“
Mit 14 begann Nadine, sich selbst zu verletzen. Kleine Schnitte am Arm, die niemand sah. „Ich wusste nicht, wohin mit meinem Schmerz“, sagt sie. „Ich konnte nicht wütend sein, ich durfte nicht traurig sein. Also tat ich mir weh. Das war das Einzige, was ich kontrollieren konnte.“ Die Mutter bemerkte die Narben einmal, als Nadine aus der Dusche kam. Sie schaute weg. Sagte nichts.
Mit 18 zog Nadine aus. Weit weg. Studium in einer anderen Stadt. Sie dachte, damit würde alles besser. Aber die Muster kamen mit. Ohne es zu merken, fühlte sie sich zu Männern hingezogen, die emotional unerreichbar waren. Die sie kritisierten. Die ihr das Gefühl gaben, sich ihre Zuneigung verdienen zu müssen. „Ich habe das damals nicht verstanden“, sagt sie heute. „Diese Männer waren mir vertraut. Die Art, wie sie mich behandelten, kannte ich von zuhause. Das war meine Normalität. Ich dachte, wenn jemand dich liebt und gleichzeitig verletzt, dann ist das ok so. Ich wusste nicht, dass Liebe auch anders aussehen kann.“
Erst mit 32, nach der dritten toxischen Beziehung, begann Nadine eine Therapie. Dort fielen zum ersten Mal Worte wie „narzisstischer Vater“ und „co-abhängige Mutter“. Sie verstand: Ihre Kindheit war nicht normal. Sie hatte ein Recht darauf, wütend zu sein. Sie war nie das Problem gewesen.
Als Psychologin höre ich Geschichten wie die von Nadine fast täglich. Was hier beschrieben wird, ist eine klassische narzisstische Familienstruktur mit klaren Rollen: Der narzisstische Vater im Zentrum der Macht, die co-abhängige, schwache Mutter, die sich unterordnet und die Tochter, die zwischen beiden zerrieben wird.
Der narzisstische Vater sieht seine Tochter nicht als eigenständige Person, sondern als Erweiterung seines Selbst. Sie ist da, um ihn gut dastehen zu lassen, um seine Bedürfnisse zu erfüllen, um sein Ego zu stärken. Liebe ist an Bedingungen geknüpft: Du bekommst Zuwendung, wenn du perfekt bist, wenn du gehorchst, wenn du ihn bewunderst. Fehler, eigene Bedürfnisse, Widerspruch – all das wird bestraft mit Liebesentzug, Abwertung oder strafendem Schweigen.
Die schwache Mutter ist oft selbst in einer emotionalen Abhängigkeit gefangen. Sie hat gelernt, sich unterzuordnen, um nicht zur Zielscheibe zu werden. Dabei verliert sie die Fähigkeit, ihre Kinder zu schützen. Aus Angst, aus Überforderung, aus eigener emotionaler Leere. Für die Tochter entsteht eine doppelte Belastung: Sie wird nicht nur vom Vater verletzt, sondern erlebt auch, dass die Mutter – die Person, die sie beschützen sollte – wegschaut.
Warum trifft es gerade dich als Tochter so hart?
Vielleicht fragst du dich, warum diese Erfahrung so tiefgreifend ist. Warum du heute, als erwachsene Frau, immer noch mit den Folgen kämpfst. Die Antwort liegt in der grundlegenden Bedeutung der Vater-Tochter-Beziehung für deine Entwicklung.
Der Vater ist in der psychologischen Entwicklung meist der erste Mann im Leben einer Frau. Er prägt ihr Männerbild, ihr Selbstwertgefühl als Frau, ihre Vorstellung davon, wie Liebe aussieht. Ein liebevoller Vater gibt seiner Tochter das Gefühl, wertvoll zu sein – einfach weil sie existiert. Er bestätigt sie als Frau, fördert ihre Autonomie, schützt sie und lässt sie gleichzeitig frei. Diese Erfahrung formt ein stabiles Selbstwertgefühl.
Bei einem narzisstischen Vater läuft alles umgekehrt. Du lernst: Liebe ist nicht sicher. Du bist nur wertvoll, wenn du leistest. Du darfst keine eigenen Bedürfnisse haben. Du existierst, um anderen zu gefallen. Diese Botschaften graben sich tief in deine Psyche ein – oft so tief, dass du sie als Wahrheit über dich selbst annimmst.
Was Betroffene immer wieder beschreiben, ist dieses Gefühl der fundamentalen Einsamkeit: Zwischen beiden Eltern zu stehen, nirgendwo Halt zu finden. Wenn der Vater anschreit, zur Mutter laufen zu wollen – aber die Mutter ist selbst so zerbrechlich, dass die Tochter das Gefühl hat, sie würde zerbrechen, wenn man ihr noch mehr zumutet. Also schweigt man. Man ist emotional verwaist, obwohl beide Eltern physisch da sind.
Dazu kommt die Zerrissenheit: Man liebt den Vater ja auch. Es gibt Momente, da ist er stolz, da lächelt er, da fühlt man sich endlich gesehen. Diese Momente sind wie Sauerstoff. Man tut alles dafür. Man verrät sich selbst, nur um diesen einen Moment der Anerkennung zu bekommen. Und wenn er dann wieder kalt wird, denkt man: Was habe ich falsch gemacht?
Dieses Hin und Her zwischen Hoffen und Enttäuschung ist typisch für narzisstische Beziehungen. Es erzeugt eine emotionale Abhängigkeit, die schwer zu durchbrechen ist. Du lernst: Liebe muss erkämpft werden. Und wenn sie entzogen wird, liegt es an dir.
Die schwache Mutter verstärkt dieses Muster, indem sie dich nicht schützt. Du lernst: Niemand steht für mich ein. Ich muss es allein schaffen. Gleichzeitig entwickelst du oft ein übermäßiges Verantwortungsgefühl – für die Stimmung des Vaters, für das Wohlbefinden der Mutter, für das Funktionieren der ganzen Familie. Du wirst zur Erwachsenen, bevor du je Kind sein durftest.
Viele Frauen berichten auch von der Erfahrung der Unsichtbarkeit. Eine Frau schreibt: „Ich hatte das Gefühl, nicht wirklich zu existieren. Meine Gefühle, meine Meinungen, meine Träume – all das interessierte niemanden. Ich war nur wichtig, wenn ich eine Funktion erfüllte: die gute Tochter, die Vorzeigeschülerin, die, die keinen Ärger macht. Aber wer ich wirklich bin? Das hat niemanden interessiert.“
Alltag zwischen Kontrolle, Schuld und Sehnsucht nach Schutz
Du kennst das: Schon an der Haustür spürst du die Anspannung. Mama steht in der Küche, ihre Schultern sind hochgezogen, sie bewegt sich schneller als sonst. Du weißt sofort: Papa ist schlecht drauf. Du gehst leise in dein Zimmer, machst die Tür zu, atmest aus. Aber zum Essen musst du runter. Papa schweigt. Demonstrativ. Mama redet zu viel, zu fröhlich, versucht die Stimmung zu retten. Du isst schnell, versuchst, nichts falsch zu machen. Ein falsches Wort, und es explodiert.
Die Schuldgefühle sind überall. Wenn die Eltern streiten: Hättest du nur bessere Noten, wäre Papa nicht so gestresst. Wenn Mama traurig ist: Du könntest ihr doch mehr helfen. Wenn Papa dich kritisiert: Warum kannst du nicht einfach besser sein?
Die Sehnsucht nach Schutz ist wie ein ständiger Hunger, der nie gestillt wird. Du träumst davon, dass Mama sich vor dich stellt. Dass sie sagt: „Lass meine Tochter in Ruhe.“ Dass sie dich in den Arm nimmt und sagt: „Es tut mir leid.“ Aber das passiert nicht. Sie bleibt stumm, dreht sich weg, findet Ausreden.
Du lernst: Du kannst dich auf niemanden verlassen. Du musst funktionieren, dich anpassen, perfekt sein. Deine Gefühle sind unwichtig. Deine Bedürfnisse sind eine Last.
Oft wirst du zur Mutter deiner eigenen Mutter. Du tröstest sie, wenn sie weint. Du versuchst zu vermitteln. Du trägst Verantwortung für Dinge, die nie deine sein durften. Sie kommt nach einem Streit mit Papa zu dir ins Zimmer und weint. Du bist zehn. Sie erzählt von ihren Problemen mit ihm, von ihrer Einsamkeit. Du nimmst sie in den Arm, streichelst ihr über den Rücken, sagst: „Es wird alles gut.“ Aber du bist zehn. Du hättest diejenige sein sollen, die getröstet wird.
Warum bleibt eine Mutter bei einem narzisstischen Mann?
Eine Frage, die viele Töchter umtreibt: Warum ist Mama nicht gegangen? Warum hat sie uns nicht beschützt? Die Antwort ist komplex und wichtig zu verstehen – nicht um die Mutter zu entschuldigen, sondern um das Gesamtbild zu verstehen.
Emotionale Abhängigkeit: Viele Frauen, die mit narzisstischen Männern zusammenleben, sind emotional zutiefst abhängig. Der narzisstische Partner hat über Jahre ihr Selbstwertgefühl untergraben, sie isoliert, ihr das Gefühl gegeben, ohne ihn nichts wert zu sein. Diese Manipulation ist oft so subtil, dass die Frau selbst nicht merkt, wie abhängig sie geworden ist.
Angst: Die Angst ist real – vor seiner Wut, vor dem Alleinsein, vor finanziellen Problemen und dem Urteil anderer. Narzisstische Partner können bedrohlich sein, und viele Frauen fürchten die Eskalation, die eine Trennung auslösen könnte.
Erschöpfung und Resignation: Das Leben mit einem Narzissten ist emotional extrem anstrengend. Viele Frauen sind so erschöpft, so ausgelaugt, dass ihnen die Kraft für eine Trennung fehlt. Sie haben resigniert, sich arrangiert, glauben nicht mehr daran, dass es besser werden kann.
Gesellschaftlicher Druck: „Für die Kinder zusammenbleiben“, „Eine Familie gehört zusammen“, „Du musst es noch mal versuchen“ – diese Botschaften wiegen schwer. Viele Frauen fühlen sich verpflichtet, die Familie zusammenzuhalten, koste es was es wolle.
Eigene Kindheitstraumata: Oft kommen Frauen, die narzisstische Partner wählen, selbst aus dysfunktionalen Familien. Sie haben gelernt, dass Liebe so aussieht. Sie kennen keine gesunden Beziehungsmodelle.
Hoffnung: Die Hoffnung, dass er sich ändern wird. Dass es besser wird, wenn nur… Diese Hoffnung wird genährt durch die gelegentlichen guten Momente, durch Versprechungen, durch das Idealisierungs-Entwertungs-Muster, das typisch für narzisstische Beziehungen ist.
Als erwachsene Tochter ist es wichtig zu verstehen: Deine Mutter war nicht schwach, weil sie dich nicht liebte. Sie war in einer Dynamik gefangen, aus der sie keinen Ausweg sah oder fand. Das entschuldigt nicht, dass sie dich nicht geschützt hat. Du hast ein Recht, darüber wütend und traurig zu sein. Aber es hilft dir vielleicht, die Situation mit etwas mehr Mitgefühl zu betrachten – für sie und für dich.
Neue Wege aus alten Mustern: Wie du dich stärken kannst
Die gute Nachricht ist: Du bist diesen Mustern nicht ausgeliefert. Die Prägungen aus deiner Kindheit sind tief, aber nicht unveränderbar. Mit Bewusstsein, Geduld und der richtigen Unterstützung kannst du neue Wege gehen.
1. Erkenne und benenne, was war
Der erste Schritt ist immer die Erkenntnis. Wenn du diesen Text liest und denkst: „Das bin ich. Das ist meine Geschichte“ – dann ist das der Anfang. Benenne, was dir widerfahren ist. Schreib es auf. Sprich darüber mit Menschen, denen du vertraust.
2. Traue deinen Wahrnehmungen
Viele Töchter narzisstischer Eltern haben gelernt, ihren eigenen Wahrnehmungen nicht zu trauen. „Du übertreibst“, „Das habe ich nie gesagt“, „Du bist zu sensibel“ – diese Sätze haben dazu geführt, dass du deine Realität anzweifelst. Lerne wieder, dir selbst zu vertrauen. Wenn sich etwas falsch anfühlt, ist es falsch. Deine Gefühle sind gültig. Deine Erinnerungen sind real.
3. Beginne, Grenzen zu setzen
Grenzen sind keine Mauern. Sie sind Türen – du entscheidest, wer reinkommen darf und wer nicht. Übe, Nein zu sagen. Klein anfangen: „Nein, ich möchte das nicht.“ Es wird sich zuerst furchtbar anfühlen. Tu es trotzdem. Deine Grenzen sind heilig.
4. Lasse die Wut zu
Vielleicht denkst du: „Ich kann nicht wütend sein. Ich bin nur traurig.“ Aber unter der Traurigkeit liegt oft eine tiefe Wut. Wut darüber, was dir genommen wurde. Wut darüber, dass du als Kind nicht geschützt wurdest. Diese Wut ist gesund und wichtig. Sie gibt dir Kraft. Erlaube ihr, da zu sein. Schreib Wutbriefe (die du nicht abschickst). Schlag auf ein Kissen. Schrei im Auto. Finde Wege, die Wut rauszulassen.
5. Entwickle Selbstmitgefühl
Du bist wahrscheinlich sehr hart zu dir selbst. Du kritisierst dich ständig, stellst unmögliche Anforderungen an dich, verzeihst dir keine Fehler. Beginne, mit dir selbst zu sprechen wie mit einer guten Freundin. Was würdest du zu ihr sagen, wenn sie einen Fehler macht? Genau das sagst du jetzt zu dir. Selbstmitgefühl ist nicht Selbstmitleid – es ist eine liebevolle, verständnisvolle Haltung dir selbst gegenüber.
6. Arbeite an deinem Selbstwert – unabhängig von Leistung
Dein Wert liegt nicht in dem, was du tust, sondern in dem, wer du bist. Du bist wertvoll, einfach weil du existierst. Übe, dich für kleine Dinge zu loben, die nichts mit Leistung zu tun haben: „Ich bin heute freundlich zu mir selbst gewesen.“ „Ich habe gut auf meine Bedürfnisse gehört.“ „Ich habe mich getraut, Nein zu sagen.“
7. Lerne, mit Emotionen umzugehen
Viele von uns haben gelernt, Gefühle zu unterdrücken oder werden von ihnen überwältigt. Lerne, Emotionen zu benennen, zu fühlen, durchzugehen und wieder loszulassen. Achtsamkeitsübungen, Bodyscan, Journaling – all das kann helfen, wieder in Kontakt mit deinen Gefühlen zu kommen.
8. Umgib dich mit Menschen, die dir guttun
Freunde, die dich respektieren, die deine Grenzen achten, die dich so mögen, wie du bist – das sind die Menschen, die du in deinem Leben brauchst. Trenne dich von toxischen Freundschaften. Du hast ein Recht auf Beziehungen, die dir guttun.
Manchmal braucht es professionelle Unterstützung, um diese tiefen Wunden zu heilen. Als Psychologin und Mentorin für Frauen nach toxischen Beziehungen weiß ich: Viele von euch sind mit narzisstischen Vätern und schwachen Müttern aufgewachsen. Die Muster aus der Kindheit zeigen sich später oft in Partnerschaften – und erst dann wird klar, wie tief die Prägungen reichen.
In meiner Arbeit kombiniere ich bewährte psychotherapeutische Ansätze mit körperbasierten Methoden wie Atemarbeit und Klopfakupressur (EFT). Denn narzisstischer Missbrauch hinterlässt nicht nur emotionale, sondern auch körperliche Spuren. Viele Reaktionen laufen auf einer tiefen, oft unbewussten Ebene ab – fernab reiner Logik oder Willenskraft. Deshalb braucht es mehr als nur Gespräche: Es braucht Ansätze, bei denen sich Veränderungen nicht nur im Kopf, sondern spürbar und nachhaltig im gesamten Körper vollziehen.
Wenn du merkst, dass du professionelle Unterstützung brauchst, dann melde dich gern bei mir. Manchmal braucht es jemanden, der an deiner Seite geht, der dich hält, wenn es schwer wird.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du deine Gedanken zu diesem Artikel oder deine eigene Geschichte in den Kommentaren teilst. Vielleicht möchtest du erzählen, was dich besonders berührt hat. Oder welche Strategien dir geholfen haben. Der Austausch mit anderen betroffenen Frauen kann unglaublich heilsam sein.
